Zwei Greenhorns touren 2209 km mit dem Wohnmobil durch Deutschland, auf der Suche nach Abenteuern. Als Wohnmobil-Greenhorns besitzen wir kein eigenes Wohnmobil. Wir testen diese Art des Reisens noch, was allein schon ein Abenteuer ist. Wir reisen mit einem gemieteten Wohnmobil durch Deutschland (Mitte/Nord). Unsere Stationen habe ich in einem Logbuch aufgeschrieben. Die Tour mit Stellplätzen eignet sich auch zum Nachfahren.
Inhalt
Eines der letzten großen Abenteuer
Erschöpft schrieb Amelia Stewart Knight im April 1853 in ihr Tagebuch: "Wir kampierten letzte Nacht drei Meilen östlich von Chariton Point in der Prärie. Wir haben unsere Betten unten im Zelt in der Nässe und im Schlamm gemacht. Die Bettwäsche ist fast verdorben. Heute Morgen ist es kalt und bewölkt, und alle sind schlecht gelaunt. [….]" (Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version))
Amelia Stewart Knight beschreibt in ihrem Tagebuch, wie sie im Jahr 1853 mit ihrem Mann Joel und sieben Kindern von Iowa nach Oregon an die Westküste reiste. Töpfe, Teller, Teppiche, Betten und Decken, zu Essen und zu Trinken, ihr ganzes Hab und Gut in einem schaukelnden Planwagen verstaut. Nässe, Schlamm und Kälte aber auch Hitze und Staub setzten ihnen auf ihrer Reise zu. All diese Strapazen nahmen sie auf sich, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Wenn du dir das Reisen mit "Haus(stand)" immer noch so oder so ähnlich vorstellst, dann bist du auf der falschen Fährte. Reisen mit dem Wohnmobil hat nicht mehr den Hauch von den Strapazen und Unannehmlichkeiten von damals.
Wir reisen heute um des Reisens Willen und nicht, weil wir uns andernorts ein besseres Leben erhoffen. Nein, das haben wir schon. Wir tun es aus Freude am Unterwegssein, unbekannte Orte zu entdecken und interessante Menschen zu treffen. Wir können uns das Furten von eiskalten Flüssen mit Planwagen, Kindern und Vieh nicht mal vorstellen (ebensowenig das Waschen darin). Wir fahren mit 130 Pferdestärken über Brücken und waschen (duschen) uns mit angenehm warmem Wasser im separaten Bad unseres rollenden Heimes.
Logbuch Deutschland-Rundreise (Mitte/Nord)
Was wir auf unserer Reise alles erlebt haben und ob es das große Abenteuer noch gibt, habe ich in einem Logbuch aufgeschrieben. Und nun wünsche ich dir viel Spaß mit zwei Wohnmobil-Greenhorns auf Deutschlandtour.
Hurra, es geht los
Wir holen unser Wohnmobil ab, räumen (viel zu viel) hinein, und duschen und schlafen ein letztes Mal zuhause, bevor es am nächsten Morgen dann eeendlich los geht.
Gen Norden
Für meine Verhältnisse beginnt unser Urlaub recht spät. Erst gegen 10:00 Uhr starten wir gen Norden. Unsere erste Etappe führt uns nach Aurich in Niedersachsen. Die Fahrt ist entspannt, kein Stau oder andere unvorhersehbaren oder unangenehmen Vorkommnisse, noch nicht.
Für unsere erste Übernachtung habe ich uns einen Stellplatz am Schwimmbad De Baalje ausgeguckt. Dort angekommen haben wir noch genügend Zeit durch Aurich zu schlendern. Das Städtchen ist übersichtlich, es gibt nur eine Einkaufsstraße. Entsprechend kurz fällt unsere Schlenderei aus. Zeitig geht es in die Koje, die erst einmal eingeschlafen werden will.
Ein Tag am Meer
Wir sind nicht ganz unbeabsichtigt nach Aurich gefahren. Den Aufenthalt verbinden wir mit einer kleinen Familienzusammenkunft. Einen Ortskundigen bei uns, machen wir uns in Richtung „Norden“ (ein Ort an der Nordsee) auf und erkunden den Naturstrand Hilgenriedersiel. Das Meer ist weit weg – Ebbe. Dafür haben es fiese Stechfiecher auf unschuldige, weiße Waden abgesehen, autsch. In Norddeich nehmen wir Nahrung auf, an eine Gourmetküche erinnern einen leider nur die Preise. Das war dann auch schon unsere ganze Tagesbeschäftigung, wir lassen es langsam angehen.
Vollsperrung
Das größte Glück eines Wohnmobilisten ist der Duschtarif. Bevor wir uns also auf den Weg nach Fehmarn machen, erledigen wir unser Bedürfnis nach Sauberkeit im De Baalje. Eine halbe Stunde wird von offizieller Stelle dafür eingeplant.
Kaum unterwegs, müssen wir vor Hamburg eine Vollsperrung umfahren. Deutschland ist voll gesperrt, denn das wird nicht die letzte Vollsperrung auf den nächsten 2000 Kilometern sein. Trotzdem treffen wir am Nachmittag ganz gemütlich in Gollendorf auf Fehmarn ein.
Ich ziehe auch gleich mit meiner Kamera in Richtung Strand los und finde schnell heraus, dass sich hier an der Südseite der Insel die Kitesurfer treffen. Eine Weile stehe ich nur da, und beobachte das Gewusel im Wasser und an Land. Der Sport, wenn man ihn beherrscht, ist actionreich und die dazugehörige Ausstattung farbenfroh. Die Anfänger stehen allerdings meist in Trauben im Wasser und lauschen den Pros, während die Profis durch die Wellen pflügen, ab und an hebt mal einer ab und schwebt wie eine Postkarte an einem bunten Heliumballon übers Wasser.
Leuchtturm
Unser erster Ausflug auf Fehmarn führt uns zum Leuchtturm in Flügge. Montags Ruhetag. Na, toll. Wir gehen am Leuchtturm vorbei bis zum Strand. Hunde willkommen. Na wenigstens das. Übliche Aktivitäten am Ufer, Steine werfen Wassertemperatur mit den Füssen testen, panierte Füße trocknen.
Am nahegelegenen Campingplatz essen wir im polnisch geführten Restaurant zu Mittag. Thomas wagt sich an polnische Pierogi oder so ähnlich, gefüllte Teigkissen. Und dann hat noch ein Bröselteppich mit Bratkartoffeln den Weg auf unseren Tisch gefunden. Alles einfach aber lecker.
Unsere letzte Station für heute ist Burg, der größte Ort auf Fehmarn, hier befindet sich auch der letzte Bahnhof in Deutschland. Von hier geht es nur noch mit der Fähre nach Dänemark weiter. Hier gönnen wir uns noch ein leckeres Eis, bevor es für eine weitere Nacht zurück nach Gollendorf geht.
Vogelbeobachtung
An unserem dritten Tag auf Fehmarn machen wir einen Ausflug zum Naturschutzgebiet Wallnau. Mal wieder recht früh unterwegs sichern wir uns sowohl einen Parkplatz als auch einen Platz bei der nächsten Führung. Vogelbeobachtung ist angesagt. Dafür greift sich jeder Teilnehmer ein Fernglas aus dem herumgereichten Jutesack und versucht sein Glück, in der Ferne: Bachstelze, Eiderente und Graureiher aufzuspüren. Ich nehme indessen mehr schlecht als recht die Vögel mit meinem mini Tele ins Visier und hin und wieder drücke ich ab.
An unserem nächsten Ziel, die „Grüne Brink“, ebenfalls ein Naturschutzgebiet, fahren wir erst einmal vorbei, bis wir dann den eigentlich doch recht großen Parkplatz gefunden haben. Wir gehen ein wenig auf dem Deich spazieren, allerdings nimmt unser Bewegungsdrang in der schwülen Hitze rapide ab. In der Ferne sehen wir eine Fähre im Dunst gen Dänemark verschwinden. Anstatt uns für die nächste Nacht einen neuen Stellplatz zu suchen, beschließen wir spontan, eine weitere Nacht auf dem kleinen, gemütlichen Campingplatz in Gollendorf zu verbringen.
Lübeck
Schweren Herzens verlassen wir Fehmarn und fahren über Nebenstraßen Richtung Lübeck. In unserem Autoatlas finden wir bei Augustenhof das Symbol für eine schöne Aussicht, daher unterbrechen wir hier unsere Reise für eine kleine Foto- und Videosession. Ein wenig später, bei Cisma, entdecken wir einen prämierten Demeter Hofladen mit Café. Spontan kaufen wir hier leckeren Proviant für die nächsten Tage ein. Und weiter geht’s nach Lübeck. Der Parkplatz „Medienhafen“ geeignet für Wohnmobile, befindet sich praktischer Weise direkt in der Stadt. In den folgenden drei Stunden erobern wir Lübeck. Wir bekommen von der Stadt aber nicht viel zu sehen, weil wir lieber diversen Empfehlungen für Speis und Trank und Eis folgen. Allesamt in den Nebenstraßen Hüxstraße und Fleischhauergasse gelegen. Das mehrfach ausgezeichnete Restaurant VIO ist uns für unser Mittagessen gerade gut genug. Für den anschließenden Nachtisch schleppen wir uns nur ein paar Querstraßen weiter zum „Soulfood“ und probieren mit Spannung so kuriose Eissorten wie Zitrone-Basilikum oder Passionsfrucht-Minze. Jetzt erst schauen wir beim Holstentor vorbei. Zur Nacht begeben wir uns etwas aus der Stadt raus.
Lüneburger Heide
Mein persönliches „musst see“ unseres Heimaturlaubs, ist die Lüneburger Heide. Nach einer kurzen Anfahrt, befreien wir unsere Fahrräder endlich von ihren Fesseln. Wenig später glühen nicht nur wir vor Hitze, auch die Heide glüht und taucht die sanften Hügel in ein atemberaubend dunkles Magenta, nur ab und an durch grüne Solisten unterbrochen. Wie gerne hätte ich meine Kamera auch zum Glühen gebracht, aber mit Merlin hinten im Körbchen bin ich 23 Kilometer durch den trockenen Sand gepflügt, meine Oberschenkel warten heute noch auf eine Bergwertung.
Nemitzer Heide
Rundlingsdörfer? Noch nie gehört. Wir sind im Wendland angekommen. Was zu der einmaligen, kreisförmigen Anordnung der außergewöhnlichen Dörfer geführt hat, ist noch nicht abschließend erforscht. Aber zum UNESCO-Weltkulturerbe sollen die Dörfer ernannt werden, ob das wohl gelingt?
Gorleben
Ich bin wieder sauber. Wunderbare Dusche am Sportboothafen in Gorleben. Hier bleibe ich.
Heidespaziergang
Aber nun nochmal von vorne. Auf unserem Heidespaziergang durch die Nemitzer Heide, die kleine Schwester der Lüneburger Heide, sind wir diesmal zu Fuß unterwegs. Knapp fünf Kilometer durch feinsten weißen Sand gestapft, hat sich dadurch glatt nach mehr angefühlt. Dabei ist dieses Mal jede Menge Bildmaterial entstanden. Ich darf gar nicht ans Sichten der Fotos denken. Am Nachmittag haben wir auf dem nur 20 km entfernten, idyllisch gelegenen Stellplatz in Gorleben nach einer gepflegten Dusche einfach nur gechillt.
In Gorleben deutet übrigens außer ein paar gelben Kreuzen in manchen Vorgärten, als Protest der Anwohner, nichts auf das Atommüllzwischenlager hin.
Radtour
Bei unserem kleinen Smalltalk mit dem Stellplatzwart, wollte dieser wissen, ob wir am nächsten Tag vielleicht eine Radtour machen möchten. Er hat unsere Räder am Heck des Womos gesehen.
„Ja, Radfahren wäre schön.“ kam es leichtfertig aus mir heraus.
„Oh, dann kann ich ihnen eine schöne kleine Tour empfehlen.“
„Prima, dann lassen sie mal hören.“
„Also, dann fahren sie etwa 5 km bis kurz hinter Laase, biegen dort rechts ab und fahren bis zur Elbe, dann weiter auf dem Deich bis zur Dömitzer Brücke, diese überqueren sie und fahren die ganze Strecke bis nach Lenze über den Deich zurück. In Lenze setzen sie mit der Fähre über und dann geht es windarm durch den Wald bis nach Gorleben – 50 Kilometer.“
Schluck.
Der Stellplatzwart mustert mich von Oben bis Unten: „Das schaffen sie, fahren sie die Tour morgen im Uhrzeigersinn, dann haben sie auf dem Deich den Wind im Rücken.“
„Uff, das ist aber weit.“
„Ach was.“
Gesagt, getan, kurz nach 9 schwingen wir uns auf unsere Räder und begeben uns auf unsere 50 Kilometer Tour. Zu Beginn werfe ich mir noch einen Hoody über, unsere Regenjacken brauchen wir heute nicht.
Windarm fahren wir durch den Wald bis nach Laase, genau wie es unser Stellplatzwart vorhergesagt hat. Dort biegen wir in Richtung Langendorf Elbe ab. Diese Strecke hat uns der gute Mann vom Stellplatz allerdings verschwiegen – 5 km Gegenwind. Ich praktiziere das Windschattenfahren, anstrengend ist es trotzdem.
Auf dem Deich an der Elbe angekommen passieren wir die alte Eisenbahnbrücke, die heute im Nichts endet. Unsere Wendemarke ist die Dömitzer Brücke, die wir überqueren.
Ab jetzt befinden wir uns sozusagen auf dem Rückweg. Die nächsten 20 km radeln wir mit dem Wind bis zum Fähranleger in Lenze. Die Fähre Pevestorf – Lenzen schippert uns wieder auf die „richtige“ Elbeseite, die auf der wir vor Anker liegen.
Die ersten 40 km steht Merlin in seinem Körbchen, dann ist er erschöpft und legt bzw. hängt sich hin, eine Pfote elegant übern Korbrand geschwungen. Auch wir sind am Ende platt und schmeißen uns nach einer gepflegten Dusche in eine Ecke und schauen nur noch ziellos aus dem Fenster, weitere Aktivitäten am heutigen Abend – Fehlanzeige.
Der Harz
Niemandsland.
Ehemaliges Grenzland.
Am grünen Band.
Alles ziemlich tot hier.
Landschaft, Ortschaften und eigenbrötlerische Menschen – immer noch.
Niemandsland.
Anmeldung
Die Anmeldung auf dem Womostellplatz passt zur Region und ist erwähnenswert.
Bei der Ankunft am Stellplatz springt uns gleich das große Hinweisschild „Erst Anmelden, dann auf den Stellplatz fahren“ ins Auge.
Aha, aber es gibt keine Parkmöglichkeit außerhalb des ausgewiesenen Womostellplatzes. Entweder herrscht absolutes Halteverbot oder ein Verbot für Wohnmobile. Also doch auf den Stellplatz. Schranke öffnet beim Reinfahren.
Wieder ein Hinweis „Zum Verlassen ist eine Wertmarke notwendig“.
Upps, na gut, wir wollten ja sowieso bleiben. Schnell ist ein geeigneter Stellplatz gefunden. Nun aber gleich zur Anmeldung. Diese befindet sich in einem Sportgeschäft. Öffnungszeiten Di – So 9-12 Uhr, Di – Sa 15-18 Uhr, Mo Ruhetag außer Womo-Anmeldungen von 18-18:30 Uhr – Aha.
Problem, heute ist Montag aber erst 15 Uhr. Vom Stellplatz kommen wir nun nicht mehr runter – fehlende Wertmarke.
Montag Abend 18 Uhr. Schnell bildet sich eine lange Schlange vor dem Sportgeschäft.
Mind. 1,50 m Abstand, die Welt hat Corona.
Wir stehen irgendwo mitten drin. Kopfschüttelnd kommen die ersten Wohnmobilisten aus dem Geschäft. Ein Anmeldeformular muss wahrheitsgemäß ausgefüllt, ein Obolus entrichtet und ein gelber Sack mitgenommen werden, mit dem Versprechen diesen vor der Weiterfahrt, mit Unrat gefüllt, im Sportladen abzugeben.
What the heck.
Wir urlauben wohl im Bürokratenland. Eine derartige Anmeldung haben wir bis hierhin noch nicht erlebt.
Wanderung im Nationalpark Harz
Der Tag fängt schon gut an. Die Nacht war kalt, die Sanitäranlagen, sprich das WC öffnet mit dem Sportgeschäft, um 9. Ich muss aber schon seit dem ersten Augenaufschlag um 5. Jetzt ist es 8, ich kann nicht mehr zusammenkneifen. Ich geh jetzt auf unsere Womotoilette. Thomas folgt. Erlösung. Nun kann der Tag beginnen. Wanderung Ilsenburg – Plessenburg und zurück, 15 km. Der Wanderweg führt bis zu den beiden Ilsefällen immer am Bach entlang. Ich fotografiere die Kamera heiß. Die Beleuchtung ist schwierig, und um Gewicht einzusparen, habe ich mein Stativ im Womo gelassen, also kein weiches Wasser für die Wasserfälle. Den Aufstieg auf den Brocken sparen wir uns auch und damit zusätzliche zehn Kilometer. Wir biegen bei der Bremer Hütte ab, in Richtung Plessenburg. Hier kehren wir ein und es gibt ganz zünftig, Bockwurst mit Bratkartoffeln. Den Fichtenwald hat der Borkenkäfer zerstört. Es stehen nur noch Baumskelette herum. Aber der Förster beruhigt uns, das ist jetzt alles Naturdynamikzone, in ein paar Jahren ist alles wieder grün, dann wächst Laubwald/Mischwald nach. In einem Nationalpark wird die Natur zum größten Teil sich selbst überlassen. Und selbstverständlich halten wir uns an das Wege Gebot im Nationalpark und bleiben auf den ausgewiesenen Wanderwegen.
Die Wanderung war wunderbar, den Brockengipfel konnten wir zwischendurch immer wieder sehen. Nach unserer Rückkehr war erstmal Duschen im Womo angesagt. Öffentliche Dusche ist wegen Corona geschlossen. 18 Uhr, jetzt regnet es auch noch, das erste Mal in diesem Urlaub.
Kyffhäuser Gebirge
Werningerode
Auf dem Weg ins Kyffhäuser Gebirge machen wir einen kurzen Zwischenstopp in Wernigerode. Ein komplett erhaltenes, sehenswertes Fachwerkstädtchen. Ansonsten aber sehr bieder. Das Sturmtief „Kirsten“ begleitet uns bei unserer Weiterfahrt. Auf abenteuerlich kurviger Strecke, jedenfalls für Wohnmobile, durchqueren wir das Kyffhäuser Gebirge. Unseren nicht ganz preiswerten Stellplatz für die kommenden zwei Nächte haben wir an der Kyffhäuser Therme in Bad Frankenhausen gefunden. Die kleine Fußgängerzone ist fein rausgeputzt und einen schiefen Turm gibt es hier auch zu bewundern.
Kyffhäuser Gebirge
Das Wetter ist heute besser als vorhergesagt. Trotzdem machen wir erstmal einen auf gemütlich. Das fängt schon mit einem ausgiebigen Frühstück an. Dann folgt ein Besuch der Information, wo ich mich mit Flyern eindecke, danach noch ein kleiner Stadtbummel und erst nach dem Mittagessen geht es hinauf ins Gebirge, zum Barbarossadenkmal. Hier sind wir echte Touristen und machen Sightseeing, für 8,50 €/Person. Dafür gibt es einen weiten Blick über den Harz und ein Doppeldenkmal. Unten Barbarossa und darüber thront mal wieder der alte Kaiser Wilhelm.
Edersee
Wartburg
Heute ist ein Fahrtag geplant, darum versüßen wir uns die Reise mit einem kleinen Zwischenstopp auf der Wartburg in Eisenach. Scheint mal wieder ein Touristenmagnet zu sein, so viele Menschen auf einen Fleck haben wir in den letzten Tagen nicht zu Gesicht bekommen. Trotz Corona geht es ziemlich dicht aneinander vorbei.
Edersee
Am Edersee angekommen, haben wir ihn zuerst kaum wahrgenommen. Er ist fast leer. Nur noch zu 16 % gefüllt, lässt uns Google wissen. Die kahlen, unbewachsenen Uferhänge sehen leider nicht so schön aus. Unser Stellplatz ist das krasse Gegenteil, bis zum Anschlag gefüllt. 100 Wohnmobile finden dort Platz. So große Plätze mag ich persönlich nicht, trotzdem soll es ein „Top-Platz“ sein.
Urwaldsteig
Am Vormittag sind wir 9 km auf dem Urwaldsteig unterwegs. Der Hinweg ist ein schöner Waldpfad auf halber Höhe am Hang entlang, den Edersee müssen wir uns allerdings denken. Es gibt auf dem ganzen Weg nur einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Edersee, das find ich etwas dürftig. Am Nachmittag fahren wir bereits weiter, dem schöneren Wetter entgegen, so unser Plan und suchen uns eine geeignete Zwischenübernachtung aus.
Zwischenübernachtung
Der Ascheplatz, der für Wohnmobilisten ausgewiesen ist, ist wunderbar eben und leer. Nachdem wir uns am späten Samstagnachmittag eingerichtet haben, vernehme ich ein unaufhörliches plopp, plopp, plopp, bumm, schepper…., plopp, plopp, plopp, bumm, schepper…
Gleich hinterm Zaun trifft sich die Dorfjugend auf einem kleinen Sportplatz und spielt Basketball. Drei gegen drei. Das stetige Prellen des schweren Basketballs fängt bald an unangenehm zu werden. Ich suche den kleinen hinterwäldler Sportplatz nach einer Flutlichtanlage ab. Nicht vorhanden. Dann wird sich das Problem bald von selbst lösen, die Dämmerung hat bereits eingesetzt. Doch, Pustekuchen. Eine Stunde später ist es bereits stockdüster draußen und wir liegen in unseren Kojen, das plopp, plopp, plopp, bumm, schepper…., begleitet nun unseren Einschlafprozess. „Wie machen die das? Die sehen doch gar nichts mehr? Ist der Ball etwa beleuchtet?“ Ein Blick aus meiner Luke offenbart mir mein persönliches Schicksal dieser Nacht – Scheinwerfer. Die Dorfjugend scheint dem Teeniestatus entwachsen und fährt Auto. Eigentlich recht clever, die Autoscheinwerfer zur Flutlichterzeugung zu nutzen. Ein einziges Auto reicht aus, um mir die Nacht zu verderben. Ich gebe mich geschlagen und hake diese Nacht ab. Plopp, plopp, plopp, bumm, schepper.
Pfälzer Wald
Müde machen wir uns auf den Weg in den Pfälzer Wald und finden einen Stellplatz beim Biosphärenhaus in Fischbach gleich unter einem Baumwipfelpfad für aktive Kids. Es sind nur sechs Stellplätze vorhanden, vorherige telefonische Anmeldung notwendig. Das war uns natürlich nicht bekannt, aber wir haben Glück und dürfen bleiben, es ist nicht viel los. Eine kleine Runde gehen (2,5 km) ist noch drin, dann kommt der Regen.
Dahner Felsensteig
Unser heutiges Programm sieht die Begehung des Dahner Felsensteigs (12 km) vor. Wir fahren nach Dahn, parken auf P 7, ausgewiesen als Wanderparkplatz. Schmal und urig beginnt der Wanderpfad, mit bizarren roten Felsformationen geht es weiter. Ein Fotospot jagt den nächsten. Wir fotografieren und filmen als gäbe es kein Morgen und vergessen dabei die Zeit. Zu dumm, denn der Wetterbericht sagt weitere Schauer voraus. Nach etwas mehr als der Hälfte des Weges sehen wir schon die Regenwand auf uns zu kommen. Es dauert nicht lang, dann hat sie uns voll erwischt. Die Strecke beschreibt in etwa eine acht und wir sind recht nah bei unserem Womo als der Regen einsetzt. Daher brechen wir die Tour schweren Herzens ab. Ein Grund nach Dahn zurückzukehren – irgendwann.
Saarschleife
Vom Pfälzer Wald geht es zurück in die Zivilisation. Wir machen Halt beim Outletcenter in Zweibrücken und fahren anschließend weiter bis zur Saarschleife. Hier wird nur fotografiert und gefilmt. Am Abend fahren wir mal wieder einen großen Stellplatz an, für 100 Mobile, direkt an der Saar gelegen und zum ersten Mal in diesem Urlaub stehen wir vor einer verschlossenen Schranke samt Hinweisschild – Platz besetzt. Na so was. Wir rufen die Verwandtschaft im nahen Trier an, ob sie wohl vor dem Haus ein Plätzchen für ein Riesenmobil hätten?
„Ja, geht klar, ihr könnt vorbeikommen.“
Wieder daheim
Die drei Wochen sind schon um, wir sind wieder in Köln, auspacken, Womo reinigen und abgeben, Berge von Wäsche waschen – der Alltag hat uns wieder; was aber bleibt sind unsere Erinnerungen.
Wohnmobil-Stellplätze Deutschland (Mitte/Nord)
Stellplätze | |
1 | „De Baalje“, Kosten: 10€/Nacht, Ver- und Entsorgung möglich, WC und Duschgelegenheit im Schwimmbad, Duschtarif: 1,50€ |
2 | Minicamping beim Ferienhof Eckhoff, Kosten: 20€/Nacht, Ver- und Entsorgung, WC und Duschgelegenheit |
3 | City Park Lübeck, Kosten: 0 €, Ver-und Entsorgung |
4 | Egestorf am Naturbad, Kosten: 10€, Strom vorhanden, Ver-und Entsorgung und Brötchenservice, WC vorhanden |
5 | Nemitzer Heide beim Heidehaus in Trebel, Kosten 10€, Strom vorhanden, WC im Heidehaus, geöffnet von 9 bis 18 Uhr. |
6 | Gorleben am Sportboothafen, Kosten: 10,50€, Strom vorhanden, Schlüssel für die Sanitäranlagen und die schönste Dusche unserer Reise inklusive |
7 | Wanderlust im Ilsetal, Kosten: 14€/Nacht, Stromanschluss vorhanden |
8 | Kyffhäuser Therme, Kosten: 17€/Nacht, Stromanschluss vorhanden, Ver- und Entsorgung vorhanden |
9 | Wohnmobilpark Edersee-Alm, Kosten: 15 €/Nacht, Stromanschluss vorhanden, Sanitäranlagen und Restaurant vorhanden |
10 | Stellplatz am Tennisplatz, Kosten: 0, Stromanschluss vorhanden, Ver- und Entsorgung nicht gefunden |
11 | Stellplatz am Biosphärenhaus, Kosten: 10 €/Nacht, Strom vorhanden, WC vorhanden |
12 | privat, Kosten: 0 €, kein Strom, Toilette im Haus |
Unser Fazit
So ist es mit dem Heimatland, man glaubt es zu kennen und urlaubt lieber bei den vermeintlich exotischeren Nachbarn – schade. Doch durch Corona kam alles anders, wir sind in Deutschland geblieben und durften unser Heimatland neu entdecken.
Nach drei Wochen Wohnmobilreise durch Deutschland sitz ich jetzt wieder zuhause, sichte tausende von Fotos….urg, und stelle fest: Es gibt immer noch viele weiße Stellen auf meiner persönlichen Heimatkarte.
Doch wie war das denn jetzt mit dem Abenteuer?
Ein klein bisschen Abenteuer haben wir Greenhorns nach über 2000 Kilometern doch gefunden: gleich mehrere Vollsperrungen auf deutschen Straßen, Ruhetage wenn man sie nicht gebrauchen kann, kuriose Stellplatz-Anmeldungen, enge und kurvige Straßen und genau wie damals mussten wir uns fast jeden Abend einen neuen Schlafplatz suchen und das kann wie das Beispiel in Guntersblum zeigt, auch schonmal daneben gehen.