Zurück in die Eiszeit – Neanderland
Wir haben das Neanderland für uns entdeckt. In Zeiten von Corona, wo wir uns nicht so weit von der Heimat entfernen sollen, habe ich mich nach alternativen Türchen im näheren Umkreis von Köln umgeschaut und bin im Neanderland fündig geworden. Diese kleinen Abenteuer vor der Haustüre nennt man übrigens Mikroabenteuer.
Mikroabenteuer zwischen Köln und Düsseldorf
Obwohl, so nah ist das Neanderland für uns gar nicht. Immerhin müssen wir auf dem Weg dorthin noch den großen Fluß (Rhein) überqueren, was für uns, aufgrund des desolaten Zustands der Leverkusener Autobahnbrücke, bereits ein eigenes Mikroabenteuer bedeutet: Fahrbahnverengung, Tempo runter auf 40 km/h (auf der Autobahn normalerweise verboten), Kameraüberwachung und natürlich auch diverse Blitzer. Und während man heute einfach eine neue Brücke neben die alte stellt, hat man im Neanderland die bereits vor hunderten von Jahren ausgestorbenen Auerochsen und Tarpane durch Abbildzüchtungen wieder aufleben lassen.
Das Neandertal ist seit dem Fund des Neandertalers vor etwa 160 Jahren weltweit bekannt; weniger bekannt ist vielleicht, dass das Tal nach dem Theologen und Kirchenlied-Dichter Joachim Neander benannt wurde.
In der letzten Eiszeit jedenfalls lebten hier die Neandertaler Seite an Seite mit Wisenten, Auerochsen und Tarpanen. Die Neandertaler gibt es heute nicht mehr, aber die urzeitlichen Tiere bewohnen inzwischen wieder die Wildgehege rechts und links der Düssel. Es sind Nachzüchtungen der ausgestorbenen Rassen.
Beim Anblick der Tiere, gepaart mit der eiszeitlichen Witterung, Minusgrade im zweitstelligen Bereich, sehe ich vor meinem geistigen Auge schon einen Neandertaler herumlaufen; tief gebeugt, im blauen Daunenanorak, mit einer Videokamera in der Hand. Ach nee, das ist doch Thomas, mein Mann.
Eiszeitliches Wildgehege Neandertal
Rundweg „Wildgehege Neandertal“
Start/Ziel: Parkplatz am Neanderthal Museum w3w: einfacher.riechen.kindheit Schwierigkeit: leicht |
https://www.neanderland.de
Länge: 4,1 km Dauer: 1,5 Stunden Höhendifferenz: m Barrierefrei: nein |
Wieder zurück im Hier und Jetzt begegnen wir auf unserem Rundweg zuerst den Vorfahren unserer heutigen Hausrinder – den Auerochsen.
Der Auerochse ist eine imposante Erscheinung. Unser Anschauungsexemplar hat schwarzes Fell und ist mit zwei bis zu 80 Zentimeter langen Hörnern ausgestattet, die angsteinflößend aus seinem Kopf herausragen.
„Gaaanz langsam schreitet er auf uns zu.“
Dieser filigrane, geflochtene Drahtzaun soll dieses urzeitliche Geschöpf daran hindern uns zu jagen und zu verspeisen?
Ach nee, der ist ja Pflanzenfresser, Gott sei Dank, in sein Beuteschema passen wir also nicht. Vielleicht will er ja nur spielen; aufspießen wäre da so eine Option. Aber so scheinen die Urviecher nicht zu ticken, denn er wendet sich sogleich wieder dem köstlicheren Waldboden zu, indem er seine Nase unbeirrt durch den Schnee pflügt, wohl auf der Suche nach Kräutern und jungen Trieben.
Auf dem bisschen Zaun, der uns vor den Auerochsen schützen soll, hüpft derweil ein Rotkehlchen ganz aufgeregt hin und her. Wie es aussieht möchte es von uns fotografiert und gefilmt werden. Dazu probiert es verschiedene Posen aus, um sich ins rechte Licht zu rücken.
Auch Wisente, leben hier im Wildgehege. Tonnen schwere Kolosse sollen sich hinter dem bisschen Zaun tummeln. Doch leider, haben es die größten Landsäuger Europas heute irgendwie geschafft, sich unsichtbar zu machen.
Da freue ich mich doch, die im 18. und 19. Jahrhundert ausgerotteten Tarpane anzutreffen. Zurückgezüchtet aus Przwalskipferden, und isländischen und gotländischen Ponys, sind die schnuckeligen kleinen Wildpferde robust und unempfindlich gegen Wetter und Krankheiten und deutlich weniger angsteinflößend.
Allmählich macht sich bei mir ein leichtes Hungergefühl breit. Gedanklich noch ganz in der Eiszeit, frage ich mich, wie es wohl wäre, meine Mahlzeit vor dem Verspeisen selbst zu jagen? Von dem Gedanken nehme ich aber schnell wieder Abstand; fahr lieber im wohl temperierten Wagen über die marode Brücke nach Hause, öffne die Kühlschranktür und erbeute ein Stück Schinken, geht doch.
Hallo Thill, Danke für die schöne Übersicht. Vor Corona waren wir auch im Wildgehege Neandertaler unterwegs. Danach haben wir das Museum besichtigt, was ich unbedingt empfehlen kann. Das liegt in unmittelbarer Nähe vom Wildgehege und hat auch einen Spielplatz und Restaurants. Wir hatten dort eine Erlebnisführung mitgemacht und waren begeistert. Vor allem unsere beiden Jungs kamen aus dem Staunen nicht raus 🙂
Lieben Gruß
Sonja
Liebe Sonja,
da hast du natürlich recht, das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir waren vor Ewigkeiten dort. Ich weiß gar nicht, ob es da schon das Wildgehege gab. Daher war dies diesmal unser Highlight.
Liebe Grüße
Natalie