Ob Soest für Dich eine Reise wert ist, solltest Du spätestens am Ende des Artikels herausgefunden haben. Wir wussten bei unserer Abfahrt jedenfalls noch nicht was uns erwartet, denn nicht immer recherchiere ich vorher, meistens fällt unsere Entscheidung für ein Türchen ganz spontan beim Frühstück. Dann zücke ich meinen Straßenatlas (ja, so etwas altertümliches besitzen wir noch) und suche mir in einem Umkreis von ca. 100 km ein Interessantes Ziel aus. Die Anfahrt reicht meist aus, um im Handy die wichtigsten Infos zu recherchieren.
Inhalt
Ankunft in Soest
Wir navigieren also nach Soest-Zentrum und landen auf dem Parkplatz Ulrichertor, vor der historischen Stadtmauer. Infos über Soest entnehmen wir der Info-Stehle auf dem Parkplatz, der sich praktischerweise gleich vis à vis des Durchgangs in die City befindet und der sonntags kostenlos ist. Uns wird die ebenfalls kostenlose SoesTourApp empfohlen (momentan mit 42 Tipps rund um Soest), die wir uns natürlich gleich aufs Handy laden.
Die Antworten auf alle Fragen finden wir also in Soest nämlich genau 42 :-).
Verschwendung
Wir spazieren durch das Ulrichertor in die Altstadt, vorbei an netten Fachwerkhäusern, der „Ritterschen Buchhandlung“, durch Arkaden hindurch bis wir auf dem Petrikirchhof plötzlich vor zwei gewaltigen Kirchengebäuden stehen. Das eine, die Stiftskirche St. Patrokli (Dom) und gleich gegenüber und nur durch die Rathausstraße getrennt, die Petrikirche. Was für eine Verschwendung.
Warum bloß, stehen hier zwei so große und beeindruckende Gebäude so dicht beieinander? Die Antwort finde ich im Internet:
Soest war bereits um 1180 eine Großstadt, das Stadtgebiet innerhalb der Stadtmauer betrug 102 Hektar, nur Köln war noch größer (yeah). Der damals international bedeutenden Handelsmetropole ging es gut und so übertrafen sich Bürger und Kaufleute im Bau neuer Kirchen. Gleich fünf Stück wurden um 1200 erbaut; zwei Kirchen, die Stiftskirche St. Patrokli (Dom) und die Petrikirche, in direkter Nachbarschaft zueinander. Drei weitere große Sakralbauten folgten um das Jahr 1300. https://geschichtsverein-soest.de/soest-und-seine-geschichte/soest-ist-eine-besondere-stadt/
Grünstein
Wir flanieren durch eine auffallend saubere und gepflegte Innenstadt, flanieren über einlandende Plätze, durch enge Gässchen vorbei an schmucken Fachwerkhäusern. Diese machen auf uns den Eindruck, als hätten sie sich erst vor kurzem für uns fein gemacht. Viele von ihnen stehen unter Denkmalschutz. Ich mag historische Fachwerkhäuser, vor allem wenn sie so liebevoll restauriert wurden, wie hier in Soest.
Und was hat es nun mit dem seltsam grünlichen Sandstein auf sich, aus dem viele Gebäude in Soest, der ehemals reichsten Hansestadt Westfalens, errichtet wurden? Die Gebäude sind nicht vergilbt oder von der Luftverschmutzung grün, nein, es ist ein einzigartiger grüner Sandstein, der für die außergewöhnliche Grünfärbung verantwortlich ist und der nur in der Umgebung von Soest abgebaut und verbaut wurde.
Verführungen
Nachdem wir genug gestaunt haben und sich der Süsshunger meldet steuert Thomas zielstrebig eine Eismanufaktur an. Seine Lieblingssorte, ein ganz dunkles Schokoladeneis, findet er hier zwar nicht, doch die ausgewählte Kugel „belgische Schokolade“ ist ein ebenbürtiger Ersatz.
Doch sein Süsshunger ist immer noch nicht gestillt, daher sind Kaffee und Kuchen vor der Heimfahrt auch noch drin. Diese zwei K’s nehmen wir im Solista https://www.solista-soest.de/speisekarte/ ein, ein Restaurant und Café mit großer Terrasse und freiem Blick auf den „Großen Teich“. Die reichhaltige Speisekarte enthält eine interessante Mischung aus südländischen und deutsch-bayrischen Speisen. Nicht weiter verwunderlich, denn das Besitzerpaar ist deutsch-spanischer Herkunft.
Der Große Teich in Soest ist ein urbanes Gewässer und liegt mitten in der Innenstadt. Die ersten Erwähnungen des Gewässers stammen aus dem angehenden 14. Jahrhundert als „Grote Dyke“.
Unter dem Teich befindet sich ein aktives Quellgebiet, das dazu führt, dass der Große Teich auch im Winter nicht zufriert. Seine zentrale Lage bringt die Sage mit, dass er die Keimzelle der Stadt Soest sei – was allerdings bisher nicht bewiesen werden konnte.
Über den Dächern von Soest
Bevor wir die Heimfahrt antreten gehen wir noch ein kleines Stück auf dem gewaltigen die Altstadt umschließenden und begehbaren Stadtwall spazieren. Ganze 4 km war der Stadtwall vor 800 Jahren lang. Heute gehen die modernen Soester hier oben joggen oder machen ihren Sonntagsspaziergang mit der Familie. Unser Blick schweift noch ein letztes Mal über die Dächer von Soest, der alten Studentenstadt.
Landwirtschaft kann man hier unter anderem studieren. Kein Wunder, denn um die Stadt herum breiten sich Wiesen und Felder aus, soweit das Auge reicht. Das erkennen wir auf der Rückfahrt, als wir unserem Navi ein Verbot von Autobahnen vorgeben. Das Sauerland ist auch nicht weit, eine Stippvisite lohnt sich auch hier.
Soest ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, vielleicht bei etwas schönerem Wetter und unter der Woche, dann ist mehr Trubel in den Straßen und die nette Studentenstadt bekommt gleich noch etwas mehr Flair. Dann allerdings müsste eine Parkgebühr entrichtet werden.
Allen 42 Tipps konnten wir an einem Tag nicht nachgehen aber wir haben einiges dazugelernt und viel Interessantes gesehen.
Warst Du auch schon mal in Soest? Hat es Dir dort auch so gut gefallen wie uns? Erzähl mir von Deinen Eindrücken, ich freue mich über Deinen Kommentar.