Kurztrip Friesland – Jungfernfahrt im Bulli

Mit dem Bulli op jöck ze sin bedeutet für uns "Türchen" mit Übernachtungen machen zu können, ein ganzes Wochenende oder Kurzurlaube und das alles mit einem vergrößerten Aktionsradius (100 km plus…um Köln herum). Wie es uns auf unserem ersten Kurztrip nach Friesland mit unserem neuen Bulli ergangen ist, erfährst du im folgenden Beitrag.

Am Anfang steht ein Bulli

Es war ein langer Weg bis zu unserem eigenen "Schlafauto", wie ich diese Art von Gefährt gerne nenne. Der erste Griff ging ganz klassisch zu einem Wohnmobil; im September 2021 bestellt, sollte das Ungetüm im Frühjahr 2022 vor unserer Tür stehen. Pustekuchen. Mit einer Verschiebung um ein Jahr und ein paar Tausend Euro Aufpreis müssten wir uns schon abfinden, so die Aussage unseres Händlers.

Wollten wir aber nicht.

Also alles wieder auf Null und erstmal weiter mieten.

Doch als wir dann wegen unglücklicher Umstände auch noch das gemietete Womo vor dem eigentlichen Urlaub wieder abgeben mussten, hatte ich die Faxen dicke und habe mich weiter nach etwas Eigenem umgesehen, mit dem wir jederzeit losdüsen können. Kastenwagen wäre eine Option gewesen, aber da war der Markt absolut leergefegt und Wartezeiten wollte ich nicht mehr in Kauf nehmen, ich wollte am liebsten gleich los. Also noch ne Nummer kleiner, vielleicht einen Camper? Einen Bulli? Jep, da ging noch was, der stand bereits abholbereit beim Händler. Und fängt ein Camperleben nicht mit einem Bulli an?

Bulli mit geöffneter Schiebetür auf einem Campingplatz
Darf ich vorstellen, unser „Schlafauto“

Vorbereitung zur Jungfernfahrt

Bulli beim Händler abholen und zwei Tage später losfahren war mein Plan. Zuhause war bereits alles vorbereitet, Küchenutensilien, Auffahrkeile, Stromkabel, Gasflasche, Toilette, ein bisschen Werkzeug (hauptsächlich Panzertape) auch die Klamotten waren schon rausgelegt, doch wieder kommt uns etwas dazwischen. Diesmal ist es Corona. Ich habe den Virus angeschleppt, zum Glück aber auch ganz gut weggesteckt, vielleicht war daran die Vorfreude auf unseren ersten Kurztrip mit dem eigenen Camper nicht ganz unbeteiligt.

Corona hat uns dann noch die Richtung vorgegeben – die Nordsee. Den verbliebenen Husten wollte ich mit Seeluft kurieren.

Mit zweiwöchiger Verspätung konnten wir endlich in Richtung Friesland aufbrechen, zwar noch geschwächt und ziemlich planlos und nur für ein paar Tage, aber wir sind zum ersten Mal mit unserem Bulli op jöck und nur das zählt.

1. Tag Urk – unser Bulli hat die Nordsee noch nicht erreicht

Unser Grobziel ist Friesland in den Niederlanden. Dort wollen wir Nordseeluft schnuppern und unsere angeschlagenen Bronchien durchpusten lassen und Corona einfach wegblasen. Dabei sollte der Komfort (Toiletten und Duschen auf dem Stellplatz) nicht zu kurz kommen, da wir noch nicht richtig auskuriert sind. 

Auf dem Blog "isaswomo" habe ich für unsere allererste Übernachtung einen netten Stellplatz auf einem Bauernhof gefunden. Er liegt kurz vor Urk am IJsselmeer, noch nicht ganz die Nordsee, aber soooo schön. Die Sanitäranlagen sind modern und sauber, die Stellplätze abwechslungsreich angelegt und weitläufig über das ansprechend bepflanzte Grundstück verteilt. Hier fühlen wir uns gleich wohl und würden auch länger bleiben, doch wir haben nur 3 Tage und die Nordsee(luft) ruft.

Daher haben wir von Urk selbst auch nicht viel gesehen. Wir sind mal kurz durchgefahren aber für mehr blieb leider keine Zeit. Ein Bootsausflug auf dem IJsselmeer hätte mir gefallen, vielleicht bei unserem nächsten Besuch.

2. Tag  Harlingen an der Nordsee

Durchgang zum Hafen
Durchgang zum Hafen

Meine allererste Nacht im Bulli war trotz angenehm ruhigem Stellplatz nicht ganz so dolle, daher bin ich heute ziemlich gerädert und ziehe ohne meine schwere Kamera los, stattdessen nutze ich erstmalig das Handy zum Fotografieren.

In Harlingen unserem heutigen Zwischenziel, sehen wir von der Nordsee erstmal nichts. Wir parken mit unserem Bulli an der Straße hinter einer gewaltigen Mauer, auf einem ganz normalen Parkplatz. Darüber freuen wir uns sehr, denn das wäre mit einem Wohnmobil keine Option gewesen. Durch einen ebenso gewaltigen Durchgang, der bei Hochwasser geschlossen werden kann, betreten wir die Hafenanlagen.

In Harlingen befindet sich ein großer Fährhafen, hier setzen die Schiffe zu den Friesischen Inseln wie Amrum, Schiermonnikoog oder Terschelling über. Die Eincheckterminals erinnern uns an die eines Flughafens. Die Idee auf eine der Inseln zu schippern lässt uns heute noch kalt und nach einem kleinen Stadtrundgang fahren wir auch schon weiter nach Franeker.

Hier finden wir einen geeigneten Campingplatz (Camping Bloemketerp), denn frei stehen möchten wir noch nicht, erst einmal richtig gesund werden und den Bulli kennenlernen.

Wir kommen schnell mit unseren Stellplatznachbarn, mit "ausgewachsenem Wohnmobil", ins Gespräch. Auch die Beiden haben mal mit einem VW Bus angefangen. Wir halten also bloß die richtige Reihenfolge ein, dann ist später auch noch eine Steigerung drin. Das die Beiden in unserem Alter waren verschweigen wir lieber mal.

Müde, da noch Corona geschwächt bauen wir unser Nachtlager auf: Aufstelldach aufklappen, untere Matratze zurechtrücken, Schlafsäcke ausrollen und ein Bett für Merlin vor dem Beifahrersitz bauen. Danach schauen wir noch etwas auf dem Handy fern (unser Tablet haben wir natürlich vergessen), doch bald schon fallen uns die Augen zu, wir haben wohl eine Überdosis frische Seeluft getankt. ZZZ.

3. Tag Franeker

Wir brauchen morgens noch viel zu lange bis wir uns sortiert haben und wieder einsatzbereit sind. Daher ist es schon nach 11 Uhr als wir uns endlich in Franeker umschauen können. Die Altstadt ist vom Campingplatz aus schnell erreicht und diesmal habe ich mir auch meine Kamera umgehängt, denn ich habe geschlafen wie ein Murmeltier.

Über eine kleine Brücke gelangen wir in den Ortskern. Franeker ist ein typisch niederländischer Ort, die schmalen Backsteinhäuser, bei denen man im Vorübergehen gleich ins Wohnzimmer schaut, habe ich schon als Kind so geliebt.

Kanal mit kleinem Motorboot
Um in die Altstadt von Franeker zu gelangen, müssen wir einen Kanal überqueren.
Bunte Stadthäuserreihe
Nette kleine Stadthäuser erwarten uns in Franeker.
Altes Backsteingebäude mit Turm
Das Rathaus von Franeker
Rotes Backsteinhaus mit dunkel grünen Fensterläden
Gebäude des ehemaligen Waisenhauses
Schaufenster mit Bücherregalen und Gemälden
Schaufester

Holwert

Nach unserer Dorfbesichtigung fahren wir weiter nach Holwert. Auf einer weit ins Meer hineinragenden Landzunge befindet sich der Fähranleger für die Fähre nach Ameland.

Pier für die Fähre nach Ameland
Auch Merlin genießt die frische Seeluft
Die beiden, bis zu fünf Meter hohen Frauen bilden zusammen die Skulptur „Wachten op Hoog Water“ und sind weithin sichtbar.
Manchmal lohnt sich auch der Blick zurück ins Landesinnere

Mittlerweile nimmt die Idee auf eine der vorgelagerten Inseln zu reisen Gestalt an. Wir sind uns allerdings einig, dass wir dazu unsere Räder brauchen, also verschieben wir dieses Vorhaben auf eine andere Reise und fahren weiter bis nach Dokkum auf einen kleinen schnuckeligen Campingplatz. Die Sanitäranlagen sind sauber und gerade völlig ungenutzt, also gehen wir Duschen.

In Dokkum bekomme ich auch endlich eine Windmühle vor meine Linse. Das wurde aber auch Zeit, denn Windmühlen gehören für mich unbedingt zu einem Besuch in den Niederlanden dazu. Genauso wie die idyllischen Kanäle, die sich durch fast jeden Ort in Friesland schlängeln.

Kanal mit Lastkahn am Ufer und Windmühle im Hintergrund
Idyllischer Kanal mit Windmühle in Dokkum
Kanal mit Booten und Backsteinhäusern
So schön kann der letzte Tag im Oktober sein

4. Tag Heimfahrt

Es ist Montag der 1. November und kein Feiertag in Holland, dennoch sind die Geschäfte geschlossen (außer Supermärkte). Die meisten Läden öffnen montags erst um 13:30 Uhr. Schade. Es gibt nämlich viele nette Modeläden in Dokkum. Ein wenig bummeln wäre es jetzt gewesen.

Alternativ schauen wir uns ausgiebig bei der Information um, denn wir möchten nochmal wiederkommen wenn es wärmer ist. Der nette Herr von der Info, ist sehr geschwätzig, drückt uns jede Menge Infomaterial in die Hand und hat auch noch ein paar Ausflugtipps für unseren heutigen Tag parat. Zwei dieser Tipps besuchen wir noch, bevor wir die Heimreise antreten. 

Moddergat an der Nordsee (siehe Titelbild), ein schmucker kleiner Ort gleich hinterm Deich mit Kirche und Friedhof und dann fahren wir noch bis ans Lauwersmeer, aber die angepriesenen "Mangroven" auf einer kleinen vorgelagerten Insel finden wir leider nicht.

Danach geht es schon wieder ab nach Hause und gegen 20 Uhr ist unsere Jungfernfahrt beendet. 

Fazit

Es war eine gelungene Jungfernfahrt mit unserem Bulli, der Husten ist weg, doch leider waren wir noch nicht so richtig fit und konnten das Camperleben nicht wirklich genießen. Ich denke da muss im Frühling noch eine zweite Jungfernfahrt her, gesund und fit, mit Plan und Verstand und neugewonnenem Enthusiasmus.

"Bulli op Jöck" wird meine neue Kategorie auf dem Blog. Da findest du dann unsere Reisen, Kurztrips und Erlebnisse rund um unser neues "Schlafauto".

Vielleicht kannst Du uns in der Zwischenzeit mit Tipps und Tricks zum Campen oder auch mit Routenvorschlägen und allem was sonst noch so dazu gehört bereichern? Ich würde mich sehr über interessante Ideen rund ums Bullileben freuen.

Highlight

Unsere Jungfernfahrt führte uns mitten hinein in das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer. Doch drei Tage reichen bei Weitem nicht aus um Friesland kennen zu lernen. Wir werden wiederkommen und dann unternehmen wir Ausflüge zu Wasser, zu Land, zu Fuß und auf dem Rad.

UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer

Das Weltnaturerbe Wattenmeer erstreckt sich von den Niederlanden über Deutschland bis hinauf nach Dänemark.

Die friesische Wattenmeerküste beginnt am Abschlussdeich bei Makkum und endet in Lauwersmeer (Foto links) und soll das schönste Stück UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer sein.

 

Du möchtest Dir das größte Gezeitengebiet der Welt erwandern? Kein Problem auf dem 423,4 Kilometer langen  Fernwanderweg „Watten-Route“ ist das möglich.

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