Südtirol im November – plus 3 wunderschöne Wanderungen

Wir hoffen im November noch auf ein paar Tage Sonnenschein und milde Temperaturen in Südtirol. Unser neues Spielzeug, ein VW Bulli, ist mit von der Partie. Doch nach gerade überstandener Coronainfektion gönnen wir uns in Südtirol lieber noch eine Ferienwohnung, da wir zur vollständigen Genesung noch etwas Wärme und Geborgenheit, sprich Komfort, benötigen.

Zwischenübernachtung am Tegernsee

Vor unserem Bulli glitzert der Raureif in der Morgensonne. Die Scheiben sind von innen Beschlagen. Kleine Wassertropfen sammeln sich, werden größer und folgen der Schwerkraft. Unsere Standheizung powert bereits die ganze Nacht auf Stufe 4 und unser Thermometer zeigt kurz bevor wir uns aus unseren Schlafsäcken schälen immerhin 14 °C im Innenraum.
Auf unserer Fahrt über die Alpen nach Südtirol in Norditalien machen wir eine Zwischenübernachtung auf dem Campingplatz Wallberg in Rottach Egern am Tegernsee. Campen im November ist schon eine kleine Herausforderung für mich. Den Gang zum Sanitärgebäude überlege ich mir dreimal, zum Glück haben wir für Notfälle (Minusgrade vor unserer Tür gehören definitiv dazu) eine kleine Toilette mit an Bord.

Südtirol im November

Sonnenschein und milde Temperaturen tagsüber haben wir gebucht und bekommen, es spricht also nichts gegen Türchen, bei denen wir auch unseren Bulli näher kennenlernen können. Was kann er so in den Bergen? Reichen die 150 PS um zügig durch die Serpentinen zu kurven? Wie macht er sich auf Parkplätzen oder in Parkhäusern? All das können wir nun ausgiebig testen, bevor wir im Frühling so richtig durchstarten.

3 wunderschöne Wanderungen in Südtirol

Wir lieben Südtirol und Erholung ist bei uns eng mit Wandern verbunden. Beides ist in Südtirol wunderbar möglich.

Doch unsere Kondition ist gerade auf einem Tiefpunkt angelangt. Daher sollten die Türchen nicht zu fordernd sein. Zum Glück gibt es um Meran herum für alle Konditionsniveaus die richtige Tour. Drei einfache Türchen möchte ich dir nun vorstellen.

Knottn Kino bei Vöran

Unsere erste Wanderung führt uns hinauf nach Vöran, auf die Sonnenseite des Etschtals. Wir parken auf dem Wanderparkplatz mit Schranke und Bezahlautomat gegenüber dem Hofschank Eggerhof. 4€ kostet die Kinovorstellung für uns beide, das sind noch Preise. Bei unserer Ankunft ist es bereits Mittag und mir knurrt der Magen. Da ich ja nicht mehr alles essen kann und im November tatsächlich die meisten Hotels und Restaurants in der Region geschlossen haben, probiere ich doch gleich mal meinen Gasherd im Bulli aus. Es ist Sonntag und so wie es aussieht gibt es heute Hirsch…….,nein, natürlich nicht auf unseren Tellern, sondern direkt vorm Auto.

Satt und zufrieden machen wir uns auf ins Knottnkino. Die Hauptrolle unseres Kinoabenteuers spielt die grandiose Landschaft um uns herum. Wir nehmen Platz auf stilechten Kinosesseln mit klappbaren Sitzen, die in Reihen auf hartem Fels (Knottn) montiert wurden.

Anschließend lassen wir uns von dem angebotenen Programm berieseln. Auf der Leinwand sehen wir wie tief unter uns im Tal die Etsch durch das Etschtal fließt; erblicken die riesigen Apfelplantagen, auf denen die Südtiroler Äpfel wachsen, die ich immer bei uns im Supermarkt kaufe; wir schauen auf die gegenüberliegenden Berggipfel, die ein paar Tage später bereits weiße Mützen tragen und für die atemberaubende Beleuchtung sorgt die goldene Herbstsonne.

Dafür gibt es von uns stehende Ovationen.

 

Maiser Waalweg bei Schenna

Ein Muss in Südtirol ist eine Wanderung auf den schmalen Wegen am Hang, parallel kleiner mit Wasser gefüllter Kanäle – den Waalwegen, die ursprünglich zur Bewässerung von Obstwiesen und Weinbergen angelegt wurden.

Wir parken unseren Bulli kostenlos in der Ortsmitte von Schenna in einem kleinen Parkhaus (jep, Parkhaus geht auch mit unserem neuen Gefährt, sobald die Durchfahrtshöhe mehr als zwei Meter beträgt).
Schenna liegt auf der Sonnenseite über Meran. Die Temperaturen sind auch heute tagsüber wieder im zweistelligen Bereich und die Sonne wärmt noch angenehm.

Es weihnachtet bei strahlendem Sonnenschein

Nicht weit von der Ortsmitte entfernt (hier wird gerade der Weihnachtsmarkt samt Eisbahn aufgebaut) finden wir den Einstieg zum Maiser Waalweg.

Dummerweise verlieren wir gleich zu Beginn viele Höhenmeter. Doch dann wandern wir bestimmt vier Kilometer horizontal am Hang entlang und haben immer wieder tolle Ausblicke auf die umliegenden Berggipfel und auf das Johanneum bei Dorf Tirol (Das Johanneum war ein bischöfliches Studentenkonvikt in Bozen, Meran und Dorf Tirol, das von 1840 bis 2001 bestand und seit 1856 nach seinem Gründer Johann Nepomuk von Tschiderer Johanneum hieß, Wikipedia)

Der anschließende Aufstieg zieht sich angenehm in die Länge und tut gar nicht weh. Doch nun sollten wir uns beeilen, ein dunkler Schatten krabbelt unmerklich aber bedrohlich den Hang hinauf, es geht auf die 16 Uhr zu, die Sonne verschwindet bald hinter den Berggipfeln und dann werden die Temperaturen schlagartig einstellig.

 

Mölten Rundweg

Unser heutiger Ausflug bringt uns die erhofften Serpentinen. Die 13 Kilometer hinauf nach Mölten entpuppen sich als wahre Teststrecke. Unser Bulli macht sich gut, jedenfalls besser als der SUV vor uns, hinter dem wir die Hälfte der Strecke her zockeln. Zum Überholen fehlen uns dann leider ein paar PS.

Wir parken mitten in Mölten auf einem recht großen Parkplatz und machen uns auch gleich auf den Weg. Dieser führt zunächst ohne Steigung am Hang entlang. Hier begegnen wir einigen Familien mit kleinen Kindern. Ein paar Meter weiter erfahren wir auch warum.

Im weiteren Verlauf unserer Tour stoßen wir auf die Bergstation der Seilbahn Vilpian Mölten, eine mini Kabinenbahn. Ein Herr mit Fahrrad kommt gerade an, damit ist die kleine Gondel auch schon voll.

Hoch, höher, St. Ulrich

Plötzlich sammeln wir viele Höhenmeter auf unserem Weg auf den Tschöggelberg. Immer wenn wir glauben den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht zu haben, dann windet sich der Weg weiter den Berg hinauf, Meter für Meter.

An der höchsten Stelle dann endlich ein Gasthof mit einer schönen Außenterrasse, einem Kinderspielplatz und einer tollen Aussicht. Ich lasse mich gleich auf einer Bank nieder, doch lange halte ich es hier nicht aus. Es ist schon empfindlich kalt hier oben und ich bin verschwitzt vom Aufstieg. Daher verziehen wir uns lieber in die wohlig warme Gaststube.

Schon beim Betreten rieche ich den Duft von frischem Apfelstrudel. Auf dem Tresen steht ein Prachtexemplar von Strudel und dampft seelenruhig vor sich hin. Noch bevor wir uns setzen ist unsere Bestellung klar: Apfelstrudel und dazu einen Kaffee. Die Pause im Gasthof St. Ulrich hat Leib und Seele gut getan aber nicht unseren müden Knochen. Die Zeit ist viel zu schnell verflogen und wir machen uns zu spät auf die letzten Kilometer. Unsere Glieder sind steif gesessen und die aufkommende Kälte kriecht unter unsere Jacken. Die Sonne ist schon längst hinter den Berggipfeln verschwunden, als wir endlich beim Auto ankommen. Jetzt müssen wir nur noch den Berg herunterkurven und uns in unserer Ferienwohnung eine heiße Suppe kochen.

 

Fazit

Wir waren skeptisch, ob sich im November die weite Fahrt nach Südtirol für uns überhaupt lohnt. Da aber blöde Umstände dafür gesorgt haben, dass wir noch soviel Urlaubstage übrig hatten, waren wir mutig und haben es einfach ausprobiert. Und wie du an den Fotos sehen kannst, sind wir voll und ganz auf unsere Kosten gekommen. Unser Vermieter hat uns dann noch versichert, dass es in Südtirol immer nur mal einen Tag schlechtes Wetter gibt und am nächsten Tag scheint wieder die Sonne. Die Südtiroler sind zu beneiden.

Unser Schlecht-Wetter-Tag brachte den ersten Schnee des neuen Winters nach Südtirol und selbst daran hatten wir unsere wahre Freude. Am nächsten Tag, unserem letzten Urlaubstag, schien dann tatsächlich wieder die Sonne und wir konnten noch den Maiser Waalweg bei Schenna gehen.

 

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