Von Wasserfällen, Burgen und Gespenstern
Diesmal erwandern wir uns einen der schönsten Rundwanderwege Deutschlands, den Mäanderweg, einer von 20 Erlebniswanderwegen der Naturregion Sieg .
Mäander, Flussschlingen, mehr oder weniger bogenförmig geschwungene Schlingen des Flussbetts (freie Mäander) oder des gesamten Talgefäßes (Talmäander). Benannt wurden sie nach Maíandros, dem griechischen Namen des türkischen Flusses Büyük Menderes nehri. Das Maß der Intensität der Krümmung lässt sich über die so genannte Sinuosität bestimmen. Diese lässt sich entweder aus dem Quotient der Gesamtlänge einer Flussstrecke mit allen Krümmungen zur geradlinigen Distanz zwischen den beiden Eckpunkten dieser Strecke oder aus dem Quotient von Flusslängsgefälle zu Tallängsgefälle ermitteln. Daneben sind Wellenlänge (Strecke zwischen zwei gleichsinnigen Flussbiegungen) und Amplitude (maximale Schwingungsweite der Mäander) wichtige Größen ( Abb. 1). Die Ursache für die Mäanderbildung ist noch nicht grundsätzlich geklärt.
https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/maeander/4867
Wem die Erläuterung nun zu theoretisch oder zu kompliziert, und bis die Ursache der Mäanderbildung abschließend geklärt ist, der beginnt den Mäanderweg ganz ungeniert an einem der beiden vorgesehenen Startpunkte (Parkplatz „Museumsdorf“ oder am P+R-Parkplatz in Schladern) und stiefelt gegen den Uhrzeigersinn los. Pi mal Daumen können für die bevorstehenden 8,1 Kilometer mit Fotostopps gemütliche 3-4 Stunden veranschlagt werden.
Das mäandernde „S“
Wir finden unseren Einstieg zum Mäanderweg am Parkplatz „Museumsdorf“ in Altwindeck, da uns die Zufahrt nach Schladern durch eine Vollsperrung der Hauptstraße verwehrt bleibt. Der Rundweg ist durch ein weißes mäanderndes „S“ auf rotem Grund gekennzeichnet. Bereits nach ein paar Metern stellen wir fest, dass es kaum einen senkrechten Gegenstand (Pfosten, Baum, etc.) gibt, an dem kein weißes mäanderndes „S“ klebt oder aufgemalt ist. Verlaufen ist dieses Mal also nicht drin, zumindest wird es uns erheblich erschwert.
Wir sind schnell durch Altwindeck durch, jedoch nicht ohne die netten Fachwerkhäuser bemerkt zu haben. Weiter geht es entlang des Bahndamms auf einem romantischen, grasbewachsenen Weg.
Nach Überquerung der Hauptstraße folgt ein leichter Anstieg in den Wald hinein, mit unerwarteten Hindernissen. Denn einige Baumriesen der ersten Reihe konnten dem letzten Sturm nicht standhalten, sind eingeknickt und haben sich uns in den Weg gelegt. Hier dürfen wir nun unsere Fähigkeiten in der freien Kletterei unter Beweis stellen.
Unbeirrt von der kleinen Kraxelei steigen wir auf den Kolfenberg hinauf bis zu einer Schutzhütte. Hier befindet sich auch eine Stempelstelle. Zum ersten Mal sehen wir den neuen Edelstahlstempel. Um diesen auf ein Blatt Papier oder in den Stempelpass, von dem ich natürlich noch nie etwas gehört habe, übertragen zu können, bedarf es eines Bleistifts, den natürlich jeder gut ausgerüstete Wanderer mit sich führt, um den Stempel nach Detektivmanier in den Pass durchpausen zu können. Dummerweise ist unsere Ausrüstung mal wieder unvollständig, also können wir auch nichts durchpausen, und so ziehen wir ohne Stempeleintrag in meinem Notitzbüchlein, dass ich eigens für solche Fälle mit mir führe, weiter.
Nun geht es bergab in Richtung Sieg, der Abstieg ist teilweise recht steil, sodass Seile zum Festhalten zwischen den Bäumen gespannt sind. Wir überqueren die Sieg in Dreisel und finden eine idyllische Bank direkt am Fluss unter gerade aufgeblühten Magnolien, auf der wir unseren verdienten Lunch einnehmen.
Hilfe, ein Gespenst
Gut gestärkt bewältigen wir den nächsten Anstieg mit Leichtigkeit, um gleich darauf zum wiederholten Mal zur Sieg hinabzusteigen (was für ein Blödsinn). Hier treffen wir auf das Highlight unseres Türchens, den Schladener Siegfall, beindruckende 84 m breit, vier Meter tief, damit ist er der größte Wasserfall von Nordrhein Westfalen. Womit wir auf unserem Türchen nicht gerechnet haben, ist das Gespenst, dass sich hinter einer angelehnten schweren, verrosteten Eisentüre versteckt hält und nichts besseres zu tun hat, als unschuldige Wanderer von der Seite zu erschrecken.
Eine letzte Attraktion steht noch aus – Burg Windeck. Ein erneuter Anstieg führt uns zu der mittelalterlichen Burganlage. Von hier oben genießen wir den weiten Blick über das Siegtal. Um unsere Runde zu schließen, geht es zum Glück nur noch bergab bis zum Parkplatz am Museumsdorf.
Der Mäanderweg in der Naturregion Sieg gehört zu den schönsten und abwechslungsreichsten Rundwanderwegen die wir uns bisher erwandert haben. Und dank der guten und zahlreichen Wegmarkierungen sind wir bei dieser Wanderung, trotz der vielen Schlingen und Krümmungen, zu keiner Zeit vom rechten Weg abgekommen.