Gorges du Blavet Rundweg
Selbst wenn wir auf großer Tour sind, sprich im Urlaub, können wir es nicht lassen. Wir machen Türchen, Vor-Ort-Türchen. In diesem Jahr ist unser Reiseziel die Côte d’Azur und die Provence in Südfrankreich, jeweils für eine Woche. Für die 1200 km Anfahrt gönnen wir uns zwei Tage, das ist weniger stressig.
Kaum an der mondänen Côte d’Azur angekommen, genauer gesagt in Les Issambres unserem Standort für die kommende Woche, treibt es uns in kurzen Hosen und Wanderschuhen in den nächsten Wald. In die Gorges du Blavet soll es gehen, dann mal los.
Parken – eine Herausforderung
Die Anfahrt geht schnell vorbei, da wir bereits auf der Fahrt rechts und links von der Straße neue Eindrücke erhaschen. Sozusagen Sightseeing im Vorbeifahren. Den Einstieg zu unserem Türchen haben wir schnell gefunden, die Gorges ist gut ausgeschildert. Der Weg führt gleich rechts von der Straße, der D47, den Hang hinab. Aber wo das Auto abstellen? Schräg gegenüber gibt es so eine Art Einfahrt mit viel Platz drum herum, dort steht bereits ein Auto. Also machen wir uns klein und stellen uns erst mal daneben. Glücklich sind wir mit unserem Parkplatz aber nicht. Trotzdem geht es los, dem Wegweiser nach, den schmalen Pfad durch den Wald folgend den Hang hinab. Im Tal treffen wir dann auf den eigentlichen Weg, der ein Rundweg sein soll, wir entscheiden uns spontan nach links zu gehen.
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass wir nicht gut vorbereitet sind, was den Streckenverlauf angeht. Die „Sehenswürdigkeit“ habe ich im Reiseführer gefunden, den Streckenverlauf noch beim Frühstück notdürftig aus deutschen und französischen Internetseiten zusammen gegoogelt. Da fielen sogar Worte wie Achtung, schwindelfrei, hochalpin, Trittsicherheit erforderlich. Schnell war klar, dass wir diesen Weg nicht nehmen wollen. Lieber den für die gemütlicheren Herrschaften, ein leichter Rundweg von ca. sechs Kilometern.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, da stehen wir vor einer Schranke, dahinter ein wunderschöner großer Parkplatz mit Tischen und Bänken.
Spontan entschließt sich Thomas dazu, den bereits zurückgelegten Weg zurück zu joggen und das Auto umzusetzen. Derweil bleib ich mit unserer Reisebegleitung zurück und mache es mir auf einer Bank bequem, fotografiere ein wenig in der Gegend herum und harre der Dinge die da noch auf uns zukommen.
Orientierung – reine Glückssache
Das Umsetzen des Autos geht schneller als erwartet und so kann unser Türchen ein zweites Mal beginnen.
Die einzige Info, die wir zum Rundweg haben ist ein Plan auf dem Handy, ohne weitere Angaben. Wir verlassen uns da meist ganz auf unseren Orientierungssinn.
Zu Beginn ist der Weg noch breit, ein Fahrweg für Forstfahrzeuge vermutlich. Vereinzelt ein paar Bäume, ansonsten eher Gestrüpp auf beiden Seiten des Weges. Zum Glück dauert es nicht lange, bis der Weg in den Wald führt und schmäler, holpriger und uriger wird.
Inzwischen sind uns auch Wegmarkierungen an Bäumen und Felsen aufgefallen. Demnach gibt es zwei Wege, genau wie ich es zuvor im Internet gelesen habe. Der eine durch zwei übereinanderliegende waagerechte Balken in den Farben Rot und Weiß, der andere durch einen waagerechten Balken in Orange gekennzeichnet. Da bisher immer beide Markierungen zu finden sind steht auch noch keine Entscheidung an, yippee. Der Weg führt bergab direkt in die Gorges du Blavet.
Die Blavet fließt hier in einen kleinen Teich der schon fast mystisch anmutet.
Wir gehen weiter durch die Gorges immer am Bach entlang, weiterhin begleiten uns beide Wegmarkierungen. Wir kommen an einer Höhle vorbei, von der ich zuvor nichts gelesen habe, wir sind angenehm überrascht und freuen uns über die Abwechslung.
Der Weg wird anstrengender, es geht bergauf, weiterhin durch den Wald bis zu einem Aussichtspunkt. Unter uns nur Wald, durch den sich wohl die Blavet windet, wir können sie nur erahnen.
Vorahnung – bestätigt
Ebenfalls geahnt haben wir während der Wanderung, dass noch eine Entscheidung auf uns zukommt. Und zwar in Form einer Weggabelung. Hier ist sie nun, kurz vor dem Aussichtspunkt hat sie sich versteckt. Welcher Farbe sollen wir nun folgen? Nach kurzer Überlegung (eine lange Überlegung hätte es auch nicht besser gemacht) endscheiden wir uns für den Balken in Orange. Die rot-weißen Balken erinnern uns doch sehr an die Markierungen der alpinen Wanderrouten in Österreich. Was ich gleich mit hochalpin, trittsicher und schwindelfrei assoziiere. Weiter geht es also, dem orangenen Balken folgend. Allerdings nicht lange. Da stehen wir völlig unvermittelt vor einer senkrecht aufragenden Wand. Unten nur Gestrüpp, dann der Pfad, den wir gekommen sind und diese Wand. Wo ist der nächste Balken? Und dann sehen wir ihn, auf halber Höhe in der Wand. Da soll es weiter gehen? Senkrecht in die Höhe hochalpin, trittsicher, schwindelfrei. Das ist typisch für uns, wenn wir uns nicht gerade verlaufen, weil wir denken es klappt auch ohne Karten, dann stehen wir vor einer Wand. Zurückgehen kommt nicht in Frage, wer weiß wie lang der Weg noch ist. Also nach oben. Unsere Reisebegleitung muss teilweise von Absatz zu Absatz gehoben werden, auch wir wuchten uns von Absatz zu Absatz in die Höhe. Bloß nicht runtergucken. Geschafft. Ich muss ja gestehen, für den Ausblick hat sich die Anstrengung gelohnt.
Jetzt ist aber auch gut für heute. Lang kann der Weg doch nicht mehr sein? Ich höre schon die Straße. Und wo kommen wir raus? Dort wo unser Auto zuerst gestanden hat. Ein Blick zu meinem Mann, willst du nicht nochmal zum Auto joggen und es wieder hierher fahren? Nein, will er nicht. Also bringen wir auch noch die letzten Meter hinter uns, beim Auto warten doch so schöne Bänke zum Verweilen auf uns.