Im letzten Jahr fassten wir den Entschluss, die Karnevalstage in Hamburg zu verbringen, denn die Aussicht, in der Karnevalshochphase wieder einmal durch die Kölner Möbelhäuser zu ziehen, fand ich deprimierend. Die Lösung dieses Problems konnte nur die Flucht aus Köln bedeuten. Doch wohin?
Bremen stand ganz oben auf meiner Liste, doch wer hätte das gedacht, die Nordlichter feiern Karneval, brasilianischen Karneval. Das ist sicherlich schön anzuschauen, aber nichts, wonach mir im kalten und nassen Februar der Kopf steht. Also noch einmal 100 Kilometer draufgelegt und wir landen in Hamburg. Die erste Karneval freie Zone finden wir also 400 Kilometer nördlich von Köln.
Inhalt
Die Planung
Nachdem unser Reiseziel feststeht, beginnt an und auf meinem Esstisch die Suche nach den "Must Sees" und Fotospots in Hamburg. Meine Fundstücke aus Internet, Reiseführer und mündlichen Überlieferungen sammle ich, wie sie erscheinen, in meiner persönlichen Bucketlist.
Planungshilfen
45 Highlights in Hamburg – meine persönliche Bucketlist
Die Fett hervorgehobenen Highlights konnten wir in den vier Tagen in Hamburg besuchen.
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Erster Tag Anfahrt Hamburg
Wir kommen früh los und beobachten über der A2, irgendwo zwischen Köln und Hamburg, einen herrlichen Sonnenaufgang.
Doch leider genießen wir die Sonne heute zum letzten Mal, denn in den nächsten 3 Tagen erleben wir das typische Schiet-Wetter, bei dem sämtliche Wetterphänomene, außer Sonnenschein, vorkommen werden. Am frühen Nachmittag, noch bevor wir unser Hotelzimmer beziehen, steuern wir das Parkhaus Hafentor am Rande der Hafencity an, welches unserem Bulli mit einer Einfahrtshöhe von 2.50 m genügend Dachfreiheit bietet.
Von der Flanerie, wie sich diese Kategorie auf meinem Blog nennt, waren wir in Hamburg meilenweit entfernt. Die vier Tage im hohen Norden waren harte Arbeit. Gute Kondition, regenfeste Kleidung und festes Schuhwerk waren gefragt. An Letzterem sollte es nicht scheitern, denn wir hatten uns gerade neue Winterwanderstiefel* , gefüttert mit warmem Wollfilz, zugelegt. Deutlich überbeschuht stiefelten wir also durchs flache Hamburg, auf der Suche nach Herausforderungen.
Besuch der Elbphilharmonie
Wir schnüren unsere neuen Winterwanderstiefel und machen uns in Richtung Hafencity auf. Auf unserem Weg zur Elbphilharmonie schlendern wir, gleich gegenüber der kleinen Polizeistation aus der Vorabendserie „Notruf Hafenkante“, über einen steinernen Orientteppich, entworfen von Frank Raendchen, der den Teppich aus über 1500 kg Marmorkiesel verlegte.
Unser Ziel ist aber nach wie vor die Elbphilharmonie, dem nicht mehr so neuen Wahrzeichen von Hamburg.
Die Tickets für die Aussichtsplattform „Plaza“ im 8. Stock gibt es kostenlos, allerdings dürfen Hunde die schöne Aussicht nicht genießen. Ich trenne mich also für die Dauer der Besichtigung von Mann und Hund und nehme für den Aufstieg zur Plaza die „Tube“, die längste Rolltreppe Westeuropas.
Die Rundumsicht auf der Plaza ist grandios, und bei blauem Himmel und Sonnenschein sicher noch viel beeindruckender. Doch zum Fotografieren ist die heutige Softbox über Hamburg ganz ok.
Hinunter nehme ich den schnelleren Aufzug. Ich finde meinen Mann in der Campus Suite am Kaiserkai fröhlich einen Cappuccino schlürfend.
Eine Fototour durch die Hafencity
Nachdem auch Thomas die Elphi-Tour hinter sich gebracht hat, klappern wir noch weitere, von mir heißbegehrte Fotospots ab: Hafencity mit Wasserschlösschen, sowie das "Chilehaus“ und den Sprinkenhof im nahegelegenen Weltkulturerbe Kontorhausviertel.
Auf dem Rückweg zum Auto werfen wir noch einen Blick auf die historischen Häuser in der Deichstraße am Nikolaifleet.
Der Rückweg zu unserer Unterkunft bei Blankenese birgt dann noch einige Tücken. Die Elbchaussee ist kurz vor unserem Ziel wegen Bauarbeiten gesperrt und so kurven wir ewig durch das Einbahnstraßennetz des exklusiven Villenviertels.
Der zweite Tag beginnt in Hamburg-Blankenese
Ganz in der Nähe unserer Unterkunft, im Treppenviertel Blankenese, finden wir dann Steigungen in Form von Treppenstufen, die unseren Wanderschuhen wenigstens ein klein wenig gerecht werden. Als wir losziehen ist das Wetter so lala . Über viele Stufen steigen wir zur Elbe hinab. Dann fängt es an zu fisseln. Die Grautöne von Elbe und Himmel vermischen sich – Konturen lassen sich kaum noch erkennen. Mit der Zeit wird der feine Regen unangenehm, Feuchtigkeit kriecht unter unsere Jacken. Doch unser Schuhwerk brennt noch auf die Besteigung des knapp 75 m hohen Süllberges. Die einstige Burg auf dem Gipfel ist einem Hotel/Restaurant mit riesiger Aussichtsterrasse gewichen. Über zahlreiche Treppenstufen finden wir nass und bibbernd zum Auto zurück, bloß unsere Füße sind warm und trocken geblieben.
Zum Lunch ins Block House
Zum Mittagessen steuern wir das Block House Steakhaus in Othmarschen an. So amerikanisch der Name klingt, so hamburgisch ist es. Der Gründer Eugen Block eröffnete das erste Restaurant 1968 in Hamburg. Seither treffen sich hier die Hamburger am Wochenende mit ihren Familien zum Essen oder feiern ihren Geburtstag im Restaurant. Dieser wird mit einem Happy Birthday aus dem Lautsprecher und einem, für alle Gäste sichtbaren, Funkenregen zelebriert. Als wir das Steakhaus gesättigt verlassen schüttet es in Strömen. Wir beschließen spontan, die über die ganze Stadt verstreut liegenden Sehenswürdigkeiten schön trocken mit dem Bulli abzufahren.
Unsere private Bustour
Unsere spontan konzipierte „Bustour“ führt uns am Fischmarkt vorbei, der traditionell sonntags von 5 – 9:30 Uhr öffnet. Ein Stück weiter befindet sich das Cruise Center, an dem gerade die AIDA PRIMA, ein Schiff wie ein Häuserblock, festgemacht hat. Wir fahren am St. Pauli Stadion vorbei, durchs Schanzenviertel bis zur Peterstraße.
Hier steige ich zum ersten Mal aus und fotografiere, den Regenschirm in der einen und die Kamera in der anderen Hand balancierend, die detailgetreu nachgebauten Wohnhäuser aus dem 17. Jahrhundert. Am Ende unserer „Bustour“ finden wir am Gänsemarkt in der City, in einer Seitenstraße, eine freie Parkbucht. Inzwischen hat der Regen nachgelassen, und so schlendern wir noch eine Weile durch die Hamburger Innenstadt. Doch schon bald sorgt ein weiteres, unangenehmes Wetterphänomen für Unbehagen – stürmischer Wind. Den Regenschirm können wir erstmal vergessen. Schiet-Wetter in Hamburg.
Dritter Besichtigungstag in Hamburg
Schiet-Wetter
Unsere Herausforderung in Hamburg haben wir gefunden, denn der Dauerregen raubt uns mittlerweile den letzten Nerv. Es macht wirklich keinen Spaß, mit dem Regenschirm in der einen und der Leine, an der ein sich sträubender, wasserscheuer Hund hängt, in der anderen, eine Stadtbesichtigung zu unternehmen. Museumsbesuche mit Hund sind übrigens auch keine Alternative. Es hilft alles nichts. Wir sind bloß vier Tage in Hamburg und es gibt noch einiges zu entdecken. Doch noch sitzen wir trocken und warm im Auto auf dem Weg in die Stadt. Unser Weg führt uns am Elbe-Einkaufszentrum vorbei. Ich checke schnell, dass die Parkhauseinfahrt, mit einer Höhe von 2,10 m, Bullihöhe hat. Daher schlage ich ganz spontan ein zweites Frühstück im Trockenen vor, bevor wir uns endgültig in die Fluten stürzen.
Der Regen prasselt unverändert auf Hamburg nieder. Wir parken wieder im Parkhaus Hafentor. Unser Weg zur Binnenalster führt uns an St. Michaelis, auch Michel genannt, vorbei. Wir sind bereits klitschnass, da kommt auch noch Wind auf. Es macht einfach keinen Spaß. Ich versuche es meinem Hund gleichzutun und den Regen einfach von mir abzuschütteln, doch das will mir nicht so recht gelingen, sei’s, weil zu viel Regen nachkommt oder ich mich zu langsam schüttele.
Block House zum Zweiten
Heute suchen wir schon sehr zeitig das Block House am Jungfernstieg auf und ergattern noch einen der begehrten Fensterplätze auf der 1. Etage direkt über dem Jungfernstieg. Wir sind schon längst mit Essen fertig aber noch nicht gewillt unseren gemütlichen und warmen Fensterplatz zu verlassen. Doch unsere Bedienung kommt mittlerweile ständig an unserem Tisch vorbei und fragt höflich nach, ob wir noch etwas wünschen. Nach Dessert und Espresso fällt uns nichts mehr ein. So begeben wir uns wieder in das Schiet-Wetter hinaus, nur, um ein paar Schritte weiter, im exklusiven Alsterhaus, erneut einzukehren.
Wir machen uns den Regen erträglich
Das Café im Alsterhaus liegt ebenfalls auf der ersten Etage mit Blick auf die Alster. Also das Gleiche nochmal – nur diesmal mit Kaffee und Kuchen. Wir bleiben sitzen, bis der Regen ein erträgliches Maß angenommen hat. Auf dem Rückweg zum Auto nehmen wir jede überdachte Galerie mit die wir finden können und davon gibt es in Hamburg einige.
Wir kommen ein weiteres Mal am Michel vorbei. Am Hafen entdecken wir dann noch einen überdachten Steg, der zur Cap San Diego führt, dem größten fahrtüchtigen Museums-Frachtschiff der Welt. Dieses ist, wie sich herausstellt, auch ein super Fotostandort, um die Elphi aus einer anderen Perspektive zu fotografieren.
Vierter Tag in Hamburg
Ein Sonntagmorgen an der Elbe
Am Vormittag unseres vierten Hamburgtages besuchen wir, bei lausigen 3°C aber herrlichstem Sonnenschein, das Willkommhöft an der Elbe. Leider schippert gerade kein Frachter an der Schiffsbegrüßungsanlage vorbei, denn dann gäbe es über Lautsprecher die Ansage: “Willkommen in Hamburg, wir freuen uns Sie im Hamburger Hafen begrüßen zu dürfen” und anschließend würde die jeweilige Nationalhymne ertönen.
Fischbrötchen am Sonntagmorgen
Trotz des frühen Sonntagmorgen tummeln sich hier bereits viele Hamburger an ISI ’s Fischbude. Kaffee, Bier, Fischbrötchen. Was so‘ n echter Hamburger ist, der frühstückt sonntags Fischbrötchen. Ich hingegen bevorzuge wieder ein Steak im Block House Steakhaus, das zur Zeit einzige verträgliche Gericht, das ich unterwegs essen kann, ohne selbst zu kochen.
Unser erstes Ziel am Nachmittag ist der Ohlsdorfer Friedhof, der größte Parkfriedhof der Welt. Leider darf Merlin nicht mit, und so sind wir hier schneller fertig als gedacht.
Zum Abschluss unserer Hamburgtour fahren wir nochmal in die City und gehen einige Fotospots ab die wir bisher nur im grauen Dunst oder im Regen erwischt haben: Das Chilehaus, den Sprinkenhof und den Michel.
Fünfter Tag, Abreise
Vor uns liegen 400 km Heimreise, doch wir können uns noch nicht von der Stadt an der Elbe lösen. Auf der Internetseite von Hamburg-Tourismus habe ich ein nettes Foto von der Einkaufsstraße Sachsentor in Bergedorf entdeckt. Bevor es also endgültig auf die Autobahn in Richtung Köln geht, schauen wir uns noch in Bergedorf um. Allerdings bin ich da wohl auf das schöne Foto von Hamburg-Tourismus hereingefallen, so doll fand ich es hier leider nicht. Was ich allerdings nicht wusste, selbst hier draußen gibt es ein Block-House Steakhaus. Na, dann ist ja wenigstens mein Mittagessen gesichert.
Fazit
Unsere Karnevalsflucht ins feuchte Hamburg ist nun leider vorüber, und außer ein paar klebrigen Bonbonpapieren auf den Straßen ist vom feucht, fröhlichen Kölner Karneval nichts mehr übrig geblieben. Nun überlege ich bereits fieberhaft, wohin wir im nächsten Jahr flüchten könnten, denn selbst Schiet-Wetter ist besser als Karneval. Vielleicht ein weiterer Besuch in Hamburg? Meine Bucketlist ist schließlich noch nicht abgearbeitet.
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